Neues Jahr, neues Glück? – Landwirte stehen kurz vor neuer Saison

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B. Klänhammer

Viele Landwirte in Mecklenburg-Vorpommern haben 2018 die Getreide- und Rapsernte rund zwei bis drei Wochen früher abgeschlossen als in Normaljahren. Doch kaum ist diese Ernte beendet, bereiten sich die Landwirte in unserem Land schon wieder auf die nächste entscheidende Großaufgabe vor: die Aussaat für die neue Saison.

Begonnen wird in der Regel mit der Rapsaussaat. Der 15. August gilt als idealer Lehrbuchtermin für den Aussaatbeginn der MV-typischen Ackerfrucht. Doch wie jeden Aussaattermin, müssen die Landwirte auch diesen an die vorherrschenden Witterungsbedingungen und Rahmenbedingungen, wie der fehlenden Beize, anpassen und diesen gegebenenfalls verschieben. Eine zeitliche Anpassung kann sich unter anderem an zu erwartenden Niederschlägen, als auch an den Gefahren vor Schädlingen und Krankheiten orientieren.

 

Erschwerte Bedingungen bei der Bodenbearbeitung und Aussaat

Leider hat es der Regen in größeren Mengen nur in wenige Regionen des Landes geschafft. Vielerorts ist der Boden durch die wochenlange Dürre steinhart und der Oberboden staubtrocken. Hohe Staubwolken sind daher bei der Bodenbearbeitung der ständige Begleiter der Traktoristen.“ erklärt der Bauernpräsident Detlef Kurreck mit Blick auf die Felder in Mecklenburg-Vorpommern. Nach der Ernte folgen der sogenannte Stoppelsturz und die Vorbereitungen des Saatbetts. Mit Bodenbearbeitungsgeräten wie Scheibeneggen und Grubbern werden die Felder nun für die Aussaat vorbereitet.

Kurreck betont: „In der Landwirtschaft ist kein Jahr wie ein zweites. Wir müssen uns jede Saison aufs Neue an andere Bedingungen anpassen. Das macht unseren Beruf aus und fordert stetig veränderte Strategien der Betriebsleiter.“

 

               Veränderte Strategien

So verwenden Landwirte beispielsweise Sorten mit der aktuell höchsten verfügbaren Frost- und Trockenheitstoleranz, um Pflanzenbestände mit mehr „Durchhaltevermögen“ bei Spätfrösten oder trockenen Frühjahren erreichen zu können. Ebenso wird bei der Sortenauswahl unter anderem auf die Standortanforderungen, den voraussichtlichen Erntezeitraum sowie auf Resistenzen gegenüber Pflanzenkrankheiten geachtet. Auch die Bodenbearbeitungsmaßnahmen, die Fruchtfolgen sowie die Strategien zur Düngung und zum Pflanzenschutz werden an die äußeren Bedingungen stetig innerhalb des gesetzlichen Rahmens individuell und standortspezifisch angepasst.

Dazu erklärt der Bauernpräsident: „Landwirt zu sein bedeutet nicht, ein Schema F wie im Lehrbuch abzuarbeiten, sondern das Gelernte von der Schulbank und die Erfahrungen vom Feld und aus dem Stall strategisch und situativ umzusetzen. Gerade dies ist das Besondere an unserem Beruf und prägt unser tägliches Handeln.“

Doch auch die erforderlichen Erkenntnisse aus der Forschung sowie nutzbare, geprüfte, zugelassene Produkte müssen den Landwirten dafür zur Verfügung stehen. „Daher ist die Forschung weiterhin gefragt in Zusammenarbeit mit uns Praktikern entsprechende Sorten, Pflanzenschutzmittel und ackerbauliche Strategien zu entwickeln. An diesem Prozess beteiligen wir uns seit jeher und werden es auch weiterhin tun“, erklärt der Landwirt.

 

               Ausbremsen des Fortschritts

Doch statt eines wichtigen Schrittes in die Zukunft und für eine zusätzliche Weiterentwicklung der landwirtschaftlichen Strategien, gab es kürzlich mit der Entscheidung des europäischen Gerichtshofs erneut ein „Ausbremsen“ der Agrarbranche. Das Urteil des europäischen Gerichtshofs zu neuen Züchtungsmethoden sieht der Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern sehr kritisch. Unabhängig von der Art der Veränderung stuft das Gericht Pflanzen aus Mutagenese pauschal als gentechnisch veränderte Organismen (GVO) ein.

Bauernpräsident Kurreck ist enttäuscht von der Entscheidung gegen eine Weiterentwicklung der Züchtung: „Mit den neuen Züchtungsverfahren – auch Genome Editing genannt - sind solche Veränderungen möglich, die auch mit klassischen Züchtungsmethoden erreicht werden können, jedoch hier schneller, gezielter und präziser“.

Er verweist darauf, dass beim Genome Editing keine artfremden Gene zum Einsatz kommen und somit auch keine gentechnische Veränderung (GVO) vorliegt.

 

Diese neuen Verfahren würden bei der notwendigen Züchtung trockentoleranter Sorten helfen. Außerdem könnten deutlich schneller Sorten, die widerstandsfähiger gegenüber Schädlingen und Krankheiten sind, der Landwirtschaft bereitgestellt werden.“ Weiterhin stellt Kurreck fest, dass auf diese Weise auch Einsparungen beim chemischen Pflanzenschutz möglich wären.

 

Es ist sehr bedauerlich, dass das hohe Potential dieser Methoden als Möglichkeit zur Bewältigung der großen Herausforderungen bei der Ernährungssicherung, der Ressourcenschonung und des Verbraucherschutzes nicht genutzt werden können.“