​​​​​​​Erntedankfest trotz ertragsschwacher, schwieriger Saison

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B. Klänhammer

Strategieanpassungen zu jeder Jahreszeit nötig

Die neue Saison 2018/2019 hat für die Landwirtschaft zwar bereits begonnen, aber an diesem Sonntag, den 7. Oktober, wird zunächst das Erntedankfest für die zurückliegende Ernteperiode deutschlandweit in vielen Gemeinden gefeiert.

Obwohl der Tag im Zeichen der Dankbarkeit und des Feierns steht, gab es jedoch in diesem Jahr nicht viele glückliche, zufriedene Momente während der Vegetations- und Erntezeit in Mecklenburg-Vorpommern.

Bereits die Aussaat für das in 2018 zu erntende Wintergetreide und den Winterraps verlief aufgrund des nassen Herbstes 2017 bei schlechtem, geradezu für diese Arbeit „ungeeignetem“ Wetter. Wassergesättigte Böden erschwerten die Bodenbearbeitung und eine kräftige Wurzelentwicklung bei den ausgesäten Nutzpflanzen fand nicht statt.

„Aufgrund der schwierigen Aussaatbedingungen mussten viele Landwirte ihre Strategie anpassen; somit auf die Aussaat von weiteren Winterkulturen verzichten und stattdessen auf den Anbau von Sommergetreide und Mais setzen“, erklärt Bauernpräsident Detlef Kurreck rückblickend.

Deutlich weniger Winterkulturen als für MV üblich, waren daher für die zurückliegende Saison zu verzeichnen, wohingegen der Anbauumfang von Sommergetreide um das 2,5-fache anstieg.

Die Saison ging nach der Aussaat und der Winterpause mit einem vergleichsweise sehr späten Vegetationsbeginn weiter.

„Viele werden sich noch an den Schnee am Ostersonntag – am 1. April erinnern. Auch das war für die Pflanzenentwicklung nicht förderlich“, so Landwirt Detlef Kurreck.

Ab zweiter Aprilhälfte dominierte warmes und trockenes Wetter. Hohe Temperaturen, intensive Sonneneinstrahlung und ausbleibende Niederschläge bis in den Juli führten zu einer frühen und schnellen Abreife der Mähdruschfrüchte. Einzelne Gewitter und Regenereignisse konnten die Situation kaum entspannen. Vielerorts traten irreversible Trockenschäden auf, die laut Bauernpräsident zu weiteren Strategieanpassungen der Landwirte führten:

„In einigen Regionen mussten die Kollegen Mitte Juni stark geschädigte Wintergetreidebestände als Ganzpflanzensilage ernten, um überhaupt einen nutzbaren Ernteertrag zu erzielen.“

Weiter ging es mit der Ernte der Mähdruschfrüchte, die bereits Ende Juni begann und dann Anfang August – also zwei bis drei Wochen zu früh abgeschlossen wurde.

„Entsprechend der Witterungsbedingungen mussten wir, wie bereits bekannt, erhebliche Ernteverluste verzeichnen. 2018 war einfach kein gutes Jahr für die Landwirtschaft“, resümiert der Bauernpräsident.

So wurden beim Winterweizen, mit 332.000 ha die meist angebaute Kultur im Land, durchschnittlich 59,3 dt/ha eingefahren. Im Schnitt der letzten fünf Jahre waren es 79,8 dt/ha und somit 26 % mehr. Die Roggenerträge blieben mit 39,8 dt/ha um 33 % unter dem langjährigen Durchschnitt. Ähnlich hoch waren die Ertragsausfälle bei der Gerste, die mit 144.000 ha Anbaufläche die zweitwichtigste Getreideart in Mecklenburg-Vorpommern ist. Statt 73,8 dt/ha im Mittel wurden in diesem Jahr nur 51,5 dt/ha geerntet. Vor allem die im Frühjahr ausgesäten Sommergetreidearten litten unter der anhaltenden Dürre. Auch bei Erbsen, Bohnen und Lupinen wurden erhebliche Ertragseinbußen registriert.

Die Ölfrucht Winterraps wurde auf etwa 196.000 ha angebaut. Laut Statistik wurden im Bundesland durchschnittlich 29,8 dt/ha geerntet, im langjährigen Mittel sind es 37,2 dt/ha (-20%).

Bei Silomais betragen die Verluste gegenüber dem Durchschnittsertrag 31 %( Ertrag 2018: 265,5 dt/ha) und bei Kartoffeln 17 % (Ertrag 2018: 314,6 dt/ha).

Auch die Futterente auf dem Grünland in MV war entsprechend ertragsschwach. Von üblichen vier Schnitten, fielen mancherorts zwei komplett aus.

„Die zurückliegende Saison forderte ständige Strategieanpassungen von unseren Landwirten. Doch aufgrund der Witterungsextreme konnten die großen Ertragsverluste nur leicht abgemildert, aber nicht vollständig vermieden werden. Hier sehen wir einmal mehr, wie grundlegend die Landwirtschaft vom Wetter und der Natur abhängt“, betont Kurreck.

 

„Das Erntedankfest hält uns vor Augen, dass ertragsreiche, qualitative Ernteprodukte auf dem Feld und im Garten keine Selbstverständlichkeit sind. Trotz der Schwierigkeiten auf dem Feld und in der Politik dürfen wir die Dankbarkeit für unsere Arbeit und die Erträge nicht vergessen. In der Landwirtschaft dürfen wir viele schöne Momente – die Wunder der Natur erleben. Das ist etwas Besonderes. Das macht unseren Beruf aus!“, weiterhin sagt der Landwirt aus der Region Bad Doberan, „Gemeinsam trägt die Branche eine enorme Verantwortung für Mensch, Tier und Natur. Dieser werden wir uns auch in der neuen Saison stellen und vollen Einsatz zeigen.“

 

Abschließend betont Bauernverbandspräsident Detlef Kurreck:

„Dank moderner Strategien für Feld, Flur und Tierhaltung, innovativer Technik sowie bedarfsgerechter Düngung, präzisem Pflanzenschutz und robustem Saat- und Pflanzgut kann ein Landwirt in Deutschland heute durchschnittlich 145 Menschen ernähren. Vor 70 Jahren waren es noch 10 Personen. Das ist eine Entwicklung, für die wir auch am Erntedankfest dankbar und stolz sein können.“